
Viele von uns setzen digitale Schutzmechanismen ein, um die Bildschirmzeit unserer Kinder zu begrenzen. Doch wie sehr kannst du dich auf diese Technik verlassen? Wie viel Sicherheit bietet sie deinem Kind? Du ahnst es vermutlich schon: zu 100 % kannst du dich nicht auf die Technik verlassen. Auch die Stiftung Warentest untersucht sowohl die Apple Bildschirmzeit als auch Google Family Link immer wieder und deckt Lücken auf. Doch warum versuchen Kinder und Jugendliche überhaupt diese Limits zu umgehen? Wie funktioniert das und was kannst du dagegen tun? All diese Aspekte möchte ich dir in diesem Artikel näherbringen. Sodass auch du Bescheid weißt und dein Kind besser bei seiner Reise in die Online-Welt begleiten kannst.
1.    Warum versuchen Kinder, die Bildschirmzeit zu umgehen?
Im Wesentlichen gibt es folgende GrĂĽnde, warum Kinder die Bildschirmzeit umgehen wollen:
FOMO („Fear of Missing Out”)
Viele Kinder haben Angst durch die Limitierung der Medienzeit etwas zu verpassen. Egal, ob es sich um WhatsApp Nachrichten, oder die neuesten TikTok Videos handelt. Es ist nun mal ein blödes Gefühl, wenn alle aus der Klasse etwas schon kennen, und ein Kind es erst am nächsten Tag erfährt. Durch die ständige Informations- und Unterhaltungsflut, die ein Smartphone bietet, entsteht schnell das Gefühl etwas zu verpassen, wenn man nicht ständig erreichbar ist.
Soziale Zwänge
Andere dürfen immer mehr, und bei anderen ist immer alles besser. Sicherlich hast du das von deinem Kind auch schon einmal gehört. Nun ist das mitnichten so, und auch bei fast allen anderen Kindern, wird es Einschränkungen geben. Doch diese können großzügiger sein als bei deinem Kind. Wenn nun andere gefühlt ständig Bildschirmzeit zur Verfügung haben, und dein Kind nicht, kann es versucht sein, deine Limits zu umgehen, um auch länger am Handy sein zu können.
Spiel- und Unterhaltungssucht
Nicht zu unterschätzen ist auch das Suchtpotenzial, das von Spielen und Apps wie Instagram oder TikTok ausgeht. Auch dadurch kann das Verlangen entstehen, die Medienzeit-Begrenzung umgehen zu wollen. Schau dir gerne auch meinen Artikel zu Handysucht an, wenn du mehr darüber erfahren möchtest.
GefĂĽhl der Kontrolle wieder erhalten
Hat dein Kind sehr strenge und strikte Einschränkungen der Bildschirmzeit und hat es kaum Möglichkeiten ein Spiel zu spielen oder mit Freunden zu chatten, kann die Versuchung sehr groß sein, diese Kontrolle abzulegen. Dein Kind fühlt sich vielleicht für sein Alter zu stark bevormundet oder ihr habt die Bildschirmzeit-Regeln nicht gemeinsam festgelegt, sondern sie eurem Kind einfach aufgezwängt. Auch dadurch suchen Kinder dann nach Auswegen und Möglichkeiten die Limitierung zu umgehen.
Gruppenzwang und Tipps aus dem Internet
Zuletzt möchte ich noch sagen, dass die Macht der Gruppe auch einen ernst zu nehmenden Einfluss hat. Haben alle im Freundeskreis ihre Bildschirmzeit-Begrenzungen bereits umgangen und keine Limitierung mehr, übt das auch auf dein Kind Druck aus, dasselbe zu tun. Mit den vielen Anleitungen und Tipps, die dazu im Internet kursieren, ist es beinahe ein Leichtes die Regeln auszuhebeln.

2. Was bieten Apple Bildschirmzeit und Google Family Link?
Um dir einen groben Überblick zu gehen, welche Möglichkeiten es gibt die Smartphone-Nutzung deines Kindes einzuschränken, möchte ich beide Systeme kurz beschreiben.
Apple Bildschirmzeit:
- Integriert in iOS, keine Extra-App nötig.
- Funktionen:
- App-Limits & Zeitbeschränkungen (z. B. maximal 2 Stunden Social Media pro Tag).
- Inhaltsfilter (Webseiten & Apps nach Altersfreigabe blockieren).
- Downtime (komplette Gerätesperre zu bestimmten Zeiten).
- Nutzungsberichte fĂĽr Eltern, um den Medienkonsum zu ĂĽberwachen.
- Einschränkung von Käufen & Datenschutzoptionen.
Google Family Link:
- Externe App, kompatibel mit Android und iOS (eingeschränkt).
- Funktionen:
- App-Nutzung steuern & blockieren.
- Tägliche Bildschirmzeit festlegen.
- Gerät abends automatisch sperren.
- Standortverfolgung des Kindes.
- App-Käufe & Downloads müssen von Eltern genehmigt werden.
Welches System ihr für euch nutzen wollt, bleibt euch überlassen. Bedenke jedoch dabei, welches Gerät du selbst oder dein Partner nutzt. Nicht nur ist die Einrichtung der Jugendschutzeinstellungen meist zuverlässiger, dir fällt es auch leichter, weil du das jeweilige Betriebssystem schon kennst.

3. Wie versuchen Kinder, die Bildschirmzeit zu umgehen? (Und wie können Eltern vorbeugen?)
Trotz technischer Schutzmechanismen finden viele Kinder Wege, um Bildschirmzeit-Limits zu umgehen. Bitte sei dir dessen bewusst! Es ist nicht möglich dein Kind nur mit technischen Maßnahmen zu 100 % am Smartphone zu schützen. Wichtig ist immer, dass du deinem Kind die Einschränkungen erklärst und diese begründest. So könnt ihr die Regeln auch gemeinsam anpassen, wenn dein Kind älter wird. Um dir einen Überblick über gängige Tricks zu geben und wie du diese vermeidest, habe ich versucht diese zusammenzufassen, ohne deinem Kind eine konkrete Anleitung zu geben. In meinem Kurs „Der Kision-Eltern-Guide: Smartphone sicher und verantwortungsvoll einrichten“ werde ich die konkreten Anleitungen einbinden. Trage dich doch gerne bereits für die Warteliste ein, um als erste zu erfahren, wenn du am Kurs teilnehmen kannst.
Apple Bildschirmzeit – Mögliche Schwachstellen und Schutzmaßnahmen
- Zeitzonen-Trick: Manche Kinder haben herausgefunden, dass sich durch das Ändern der Zeitzone bestimmte Zeitlimits verzögern lassen.
- 👉 Eltern-Tipp: In den iOS-Einstellungen die automatische Zeitzonen-Erkennung aktivieren und die Bearbeitung durch das Kind einschränken.
- App-Zugriff über alternative Wege: Einige gesperrte Apps lassen sich über Umwege (z. B. iMessage oder Siri) weiterhin öffnen.
- 👉 Eltern-Tipp: Eltern sollten regelmäßig testen, ob Sperren wie gewünscht funktionieren und alternative Zugriffsmöglichkeiten in den Einstellungen deaktivieren.
- Zweitgeräte & Gastmodus: Kinder nutzen manchmal andere Geräte oder Profile, um weiterhin auf Inhalte zuzugreifen.
- 👉 Eltern-Tipp: Falls das Kind Zugriff auf mehrere Geräte hat, sollten dieselben Schutzmechanismen auf allen Geräten eingerichtet werden.
Google Family Link – Mögliche Schwachstellen und Schutzmaßnahmen
- Gastmodus oder Zweitprofile: Auf manchen Android-Geräten kann ein alternatives Benutzerprofil eingerichtet werden, das ohne Einschränkungen funktioniert.
- 👉 Eltern-Tipp: Den Gastmodus in den Einstellungen deaktivieren, sodass keine neuen Profile erstellt werden können.
- VPNs oder Drittanbieter-Apps: Manche Kinder versuchen, Sperren durch VPN-Dienste oder alternative App-Stores zu umgehen.
- 👉 Eltern-Tipp: In den Geräteeinstellungen kann festgelegt werden, dass nur genehmigte Apps installiert werden dürfen.
- Apps in versteckten Ordnern: Manche Kinder versuchen, gesperrte Apps unsichtbar zu machen.
- 👉 Eltern-Tipp: Regelmäßig einen Blick auf die installierten Apps werfen und prüfen, ob neue oder unbekannte Apps hinzugekommen sind.
4. Vorteile und Nachteile beider Systeme
Beide Systeme bieten Vor- und Nachteile bei der Begrenzung und den Einstellmöglichkeiten. Das sollte kein ausschließliches Kaufkriterium sein, aber du kannst es durchaus mit bedenken, wenn es um die Entscheidung geht, welches Smartphone dein Kind bekommen wird.
Kriterium | Apple Bildschirmzeit | Google Family Link |
Integration | Direkt in iOS, einfache Bedienung | Externe App, etwas komplizierter |
Leicht zu umgehen? | Leicht zu umgehen, Schutzmechanismen nicht zuverlässig | Schwieriger zu umgehen, aber nicht unmöglich |
Flexibilität für Eltern | Begrenzte Kontrollmöglichkeiten | Mehr Einstellungsmöglichkeiten |
Kindersicherheit | Inhalte können trotz Sperre zugänglich sein | Bessere App-Kontrolle, aber Schwachstellen bleiben |
Gerätekompatibilität | Nur für Apple-Geräte | Android und iOS nutzbar, aber mit Einschränkungen für iOS |
Preis | Kostenlos | Kostenlos |
5. Fazit: Welches System ist besser?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Apple Bildschirmzeit einfacher für die Eltern zu bedienen ist, sich aber auch leichter umgehen lässt. Habt ihr allerdings in der Familie bereits iOS-Geräte, würde ich empfehlen auch beim Kind bei diesem System zu bleiben. Ihr kennt es als Eltern bereits sehr gut, und die Einrichtung ist etwas intuitiver, als wenn ihr ein Android Handy mit eurem iPhone verwaltet. Die Einschränkungen mit Google Family Link bieten mehr Kontrolle und umfangreichere individuelle Möglichkeiten, ist aber deutlich komplizierter einzurichten. Es kann von Kindern auch nicht so leicht umgangen werden, wie das Apple System.
Du siehst schon, beide Systeme haben Schwachstellen und du kannst dich nicht ausschließlich auf ein technisches Tool verlassen. Sprich immer mit deinem Kind über die Einschränkungen und warum du sie anwenden möchtest. Begleite zudem deinen Sohn oder deine Tochter immer bei seiner Reise in die digitale Welt. Vermittle Vertrauen und Kompetenz und arbeite mit deinem Kind zusammen, nicht dagegen.
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