Junge ist nachdenklich über WhatsApp

WhatsApp ist eine der meistgenutzten Apps auf Smartphones von Kindern und Jugendlichen. Sie können dadurch mit ihren Freunden und der Familie in Kontakt bleiben und auch Bilder, Videos und Dateien verschicken. Auch wir Erwachsene nutzen fast alle WhatsApp als Messenger Dienst.

Vielen von euch ist sicherlich bekannt, dass die App die Chats Ende-Zu-Ende verschlüsselt, wodurch Dritte nicht mitlesen können. Allerdings gibt es einige andere Sicherheitsrisiken, insbesondere für unsere Kinder. Zum einen werden viele Metadaten gespeichert, die Rückschlüsse auf das Nutzungsverhalten geben. Zum anderen sind Kinder häufig ungeeigneten Inhalten, Cybermobbing oder auch Cybergrooming ausgesetzt.

Vielleicht geht es dir wie vielen anderen Eltern und du weißt nicht genau, was dein Kind auf WhatsApp sieht. Bisher hast du dir auch keine Gedanken darüber gemacht, weil du selbst keine ungeeigneten Inhalte oder Kontaktaufnahmen erhältst.

Daher die Frage: Was sehen Kinder auf WhatsApp?

WhatsApp als beliebte Kommunikationsplattform unter Kindern und Jugendlichen

WhatsApp hat weltweit über 2 Milliarden Nutzer (Stand 2023, Quelle: Statista). Die App ist auch in Deutschland bei Erwachsenen aber auch Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Viele Nutzer gibt es bereits im Grundschulalter, obwohl WhatsApp laut den Nutzungsbedingungen erst ab 13 Jahren verwendet werden darf.

Viele Funktionen von WhatsApp gehen über den reinen SMS-Ersatz hinaus. So können über den Messenger auch (Video-)Anrufe, Video-Chats, Status-Meldungen und Gruppenchats genutzt werden. Auch die Medien, die versandt werden können, sind vielfältig, und umfassen Text, Bilder, GIFs (kleine animierte Bildchen), Videos, Links, Dokumente, etc. Diese Möglichkeiten sind für Kinder und Jugendliche natürlich spannend und machen Spaß, bergen aber gleichzeitig auch Risiken.

Die häufigsten Gründe, warum Eltern nicht wissen, was ihre Kinder auf WhatsApp sehen

Warum bekommen Eltern häufig nicht mit was ihre Kinder auf WhatsApp so alles zu sehen bekommen? Meiner Meinung nach gibt es dafür mehrere Gründe. Einer davon ist sicherlich ein Mangel an technischem Wissen.

Viele nutzen WhatsApp ganz anders als ihre Kinder. Sie kennen zwar die Grundfunktionen, sind aber nicht mit den erweiterten Möglichkeiten vertraut. Wie funktionieren Gruppenchats im Detail? Wer kann wen hinzufügen, wie können Medien aus Chats gesichert oder gelöscht werden? Wie verhindert man, dass Bilder oder Videos automatisch heruntergeladen werden? All das sind Fragen, mit denen du dich auseinandersetzen musst, wenn dein Kind WhatsApp nutzt.

Als nächstes kommt ein fehlendes Bewusstsein für die Risiken dazu. Eltern sind sich sehr oft nicht bewusst, welche Inhalte mit ihren Kindern geteilt werden. Auch wenn diese Inhalte häufig nur einen Bruchteil ausmachen, können Kinder Mobbing oder Cyber-Grooming erleben, ohne dass ihre Eltern davon etwas mitbekommen. Wir als Eltern erleben das nämlich nicht auf WhatsApp. Für uns ist es lediglich ein Familien- und Freundeschat.

Zusätzlich führt falsches Vertrauen und fehlende Kontrolle oft dazu, dass Eltern denken, dass ihre Kinder keine bedenklichen Inhalte auf WhatsApp sehen. Sonst würden sie ihren Eltern davon erzählen, denken viele. Dass Kinder häufig aber Angst vor Strafen, wie einem kompletten Handyverbot haben, sehen viele nicht. Beziehungsweise sie verstehen nicht, warum das für Kinder ein Problem ist. Hinzu kommt teilweise noch eine gewisse Naivität. Eltern denken dann, dass ihre Kinder gar nicht in problematische Situationen kommen können.

Kleinkind mit Smartphone

Das Phänomen des nächtlichen Smartphonenutzens

„Wenn mein Kind problematische Inhalte auf WhatsApp sehen würde, würde ich das ja wohl mitbekommen!“

Dieser Meinung sind viele Eltern und sie ist auch häufig zutreffend, wenn das Kind sich im direkten Umfeld seiner Eltern befindet. Wie sieht es dahingegen nachts aus? Erschreckend oft höre ich, dass Kinder ihre Smartphones auch nachts mit in ihr Zimmer nehmen dürfen. Häufig geben sie an, das Handy als Wecker zu brauchen. Dass das ein großes Risiko für ihr Kind ist, realisieren sich viele Eltern nicht.

Zum einen verleiten Smartphones ganz allgemein zu einer intensiven Nutzung. Auch wenn man eigentlich schon müde wäre und weiß, dass man aufhören soll, scrollt man trotzdem weiter. Dadurch werden Schlaf und Gesundheit stark beeinträchtigt. Es kann sogar zu Schlafstörungen führen. Zudem sind Kinder am nächsten Tag in der Schule weniger leistungsfähig.

Doch nicht weniger riskant ist, dass Eltern nachts selbst schlafen und nicht wissen können, was ihre Kinder auf dem Smartphone und auf WhatsApp machen. Wenn nun beispielsweise ein Kind von einem fremden Erwachsenen direkt angeschrieben wird, ist es damit vollkommen allein und hilflos. Auch Täter wissen das und kontaktieren ihre potenziellen Opfer gezielt nachts.

Als weiteres Problem sehe ich die psychologischen Auswirkungen auf unsere Kinder. Die ständige, auch nächtliche, Erreichbarkeit führt nicht selten zu Stress und Angst. In vielen Gruppenchats sind Kinder so stets verfügbar. Sind sie etwa Opfer von Mobbing, haben sie so nie eine Pause. Ihre Mitschüler können häufig auch sehen, ob sie gerade online sind und so zusätzlich Druck ausüben.

Deshalb sehe ich es als elementar an, dass du deinem Kind, egal ob es 10 oder 15 ist, nachts kein Smartphone im Zimmer erlaubst. Selbstverständlich sollte diese Regel auch für dich gelten. Auch dein eigener Schlaf und deine Gesundheit werden es dir danken. Ein herkömmlicher Wecker ist genauso zuverlässig wie ein Smartphone 😉

Kommunikation und Angst vor Bestrafung

Abgesehen davon, dass wir als Eltern oft nicht direkt mitbekommen, was unsere Kinder auf WhatsApp sehen, sprechen viele Kinder auch nicht offen mit ihren Eltern darüber. Das geschieht sehr häufig aus Angst vor Bestrafung. Vielleicht ist dir der Satz „Wenn du jetzt nicht sofort deine Hausaufgaben machst, nehme ich dir dein Handy weg!“ ja auch schon einmal über die Lippen gekommen.

Mit solchen Drohungen schaden wir unseren Kindern mehr, als dass wir ihnen nutzen. Aus unserer Perspektive sind die Hausaufgaben schneller erledigt und das Kind darf wieder zurück ans Smartphone. Beim Kind kommt es aber ganz anders an. Es denkt eher: wenn ich nicht den Erwartungen von Mama/Papa entspreche nehmen sie mir mein Handy weg. Damit erreichen wir dann das Gegenteil. Aus Angst, das Smartphone abgeben zu müssen, öffnen sich unsere Kinder uns bei Sorgen und Problemen nicht. Wir unterschätzen häufig, welchen Stellenwert das Handy für unsere Kinder hat. Das ist auch normal, schließlich sind sie damit aufgewachsen, wir aber nicht.

Junge Frau vor dem Laptop

Der Zeitmangel der Eltern

Viele Eltern würden sich sehr gerne damit beschäftigen, was ihre Kinder auf WhatsApp sehen, haben dafür aber schlicht keine Ressourcen. Zwischen Erwerbstätigkeit, Hausaufgabenbegleitung und Haushalt bleibt oft nur wenig Zeit. Häufig müssen dann erst noch eigene Themen, wie Papierkram erledigt werden. Da bleibt dann nur schwer Zeit für die digitale Begleitung der Kinder.

Scheint es dann auch noch so, dass das Kind mit dem Handy gut zurechtkommt und zufrieden ist, priorisieren wir die digitale Betreuung auch immer weniger. Doch genau hier kann das Smartphone mehr Probleme schaffen, als Eltern annehmen. Wenn ein Kind eigenes Smartphone bekommt, müssen wir als Eltern uns auch bewusst Zeit dafür nehmen. Das umfasst die Abstimmung und Kontrolle der Mediennutzung. Sowohl die Art als auch die Dauer. Das Handy ist kein „Babysitter“ für Kinder!

Wie Eltern ihre Kontrolle verbessern können, ohne das Vertrauen zu brechen

Von einer geheimen Überwachung von WhatsApp oder dem gesamten Smartphone rate ich dringendst ab! Damit begehen Eltern einen sehr starken Eingriff in die Privatsphäre, die der Beziehung schadet.

Wichtiger ist, dass wir mit unseren Kindern über WhatsApp und ihre (Gruppen-)Chats sprechen. Bei Kindern bis etwa 13 Jahren sollte das sehr wohl das Lesen der Chats umfassen, allerdings in Beisein des Kindes und nicht über eine Spionage-Software. Ich würde das auch immer als Bedingung für die Installation von WhatsApp aufnehmen. Wenn das Kind älter wird, ändert sich das selbstverständlich. Ein 14-jähriger Teenager hat durchaus das Recht auf private Chats, die die Eltern nicht lesen dürfen. Doch auch hier müssen wir mit unserem Kind über die Nutzung und was es auf WhatsApp sieht, sprechen.

Die WhatsApp-Einstellungen hingegen würde ich zwar mit den Kindern festlegen, dann aber so sperren, dass sie nur von den Eltern geändert werden können. Das umfasst zum Beispiel die Privatsphäre-Einstellungen, aber auch die Kontrolle über Gruppenbeitritte. Diese Einstellungen werden gemeinsam mit dem Kind durchgeführt, und regelmäßig überprüft, ob sie für euch noch sinnvoll sind.

Gemeinschaft durch sechs verbundene Hände

Fazit

Du siehst, es liegt nicht immer an einem mangelnden Interesse, dass Eltern nicht wissen, was ihre Kinder auf WhatsApp sehen. Vielmehr fehlt es häufig an Wissen, Medienkompetenz, Zeit und fehlendem Vertrauen.

Doch das muss nicht so sein! Mache dich mit den umfassenden Möglichkeiten und Risiken auf WhatsApp vertraut. Sprich offen mit deinem Kind über WhatsApp und versichere ihm, dass es jederzeit zu dir kommen kann und ihr bei Problemen gemeinsam nach einer Lösung sucht.

Möchtest du mehr über die konkreten WhatsApp-Einstellungen und welche sinnvoll sind, erfahren? Melde dich dann für meinen Newsletter an und erhalte das Workbook „WhatsApp Kindersicher“ als Begrüßungsgeschenk dazu!