Drei Jugendliche mit ihren Smartphones; KI generiert; Ist WhatsApp für Kinder sinnvoll

Doch auch, wenn wir selbst die Funktionen oft nur oberflächlich nutzen, unsere Kinder sind da weitaus geschickter. Es ist jedoch nicht nur die Technik, bei der sie uns voraus sind. Häufig wissen wir nicht, was unsere Kinder auf WhatsApp konkret ausgesetzt sind.

Daher stellen viele sich die berechtigte Frage: Ab wann ist WhatsApp für Kinder sinnvoll? Mit diesem Artikel möchte ich dir dazu einen Leitfaden an die Hand geben und dir bei deiner Entscheidung helfen. Am Ende wird dir klarer sein, ob WhatsApp für dein sinnvoll ist.

Recht DSGVO

 Rechtliche Grundlagen und Altersbeschränkungen

Zu Beginn erst ein paar rechtliche Hintergründe. WhatsApp ist seit Februar 2024 ab 13 Jahren erlaubt. Zuvor war die Altersbeschränkung bei 16 Jahren. Dieses Mindestalter sollte eigentlich Kinder und Jugendliche schützen und dazu führen, dass Anbieter minderjährigen Nutzern einen besonderen Schutz, beispielsweise bei der Privatsphäre, geben. Das ist so aber leider nicht passiert. Stattdessen wird in den AGBs die Verantwortung an die Eltern abgegeben.

Es hat auch keine rechtliche Konsequenz, wie ein Bußgeld, wenn du dein Kind WhatsApp vor dem 13. Lebensjahr nutzen lässt. Anbieter können allerdings auch nicht für mögliche Schäden haftbar gemacht werden (Das ist keine Rechtsberatung!). Viele Kinder nutzen WhatsApp auch bereits vor ihrem 13. Geburtstag. Das Alter muss zwar bestätigt werden, mehr Kontrolle gibt es aber nicht. Ob und ab wann dein Kind WhatsApp nutzt, hängt als maßgeblich von dir als Elternteil ab.

Vor- und Nachteile von WhatsApp für Kinder

Ich möchte auch gar nicht leugnen, wie viele Vorteile WhatsApp, auch für Kinder, hat!

🌟 Kommunikation

Nie zuvor war der Austausch mit Freunden und der Familie so einfach. Die Tante wohnt in Australien? Kein Problem, dann gibt’s einen Videoanruf. Dein Kind hat kein Guthaben mehr auf der Prepaid-Karte? Kein Problem, mit WLAN kann es dir trotzdem schreiben und auch mit sehr eingeschränktem Datenvolumen ist das häufig möglich.

🌟 Schule

Für Gruppenarbeiten bei Schulprojekten, oder für den Austausch, falls dein Kind krank war, kann es einfach WhatsApp zu Hilfe nehmen. Schnell ist eine Gruppe für das Projekt eingerichtet mit allen Mitschülern, die daran mitarbeiten. Ebenso sind die Hausaufgaben im WhatsApp-Klassenchat schnell geteilt und auch Mitschriften abfotografiert. Das erleichtert den Anschluss an den Unterricht bei Krankheit ungemein. Auch für uns Eltern.

🌟 Notfälle

Dein Kind bleibt bei einem Freund oder einer Freundin über Nacht und fühlt sich dann nachts oder abends plötzlich nicht mehr wohl? Über WhatsApp kann es dich schnell kontaktieren, auch ohne dass Freund oder Freundin oder deren Eltern etwas mitbekommen und du kannst ihm helfen. Das ist nur ein Beispiel, wie du in einem Notfall, deinem Kind schnell helfen kannst. Ebenso kann es seinen Standort mit dir teilen, wenn es sich verlaufen hat, oder in die falsche Bahn gestiegen ist.

🌟 Einstieg in die digitale Welt

Der Großteil unserer Kommunikation läuft heute nicht mehr analog, sondern digital über E-Mail oder Messenger-Dienste. Dabei kann WhatsApp dazu beitragen, dein Kind auf diese Zukunft vorzubereiten.

Selbstverständlich stehen diesen Vorteilen auch einige, mitunter gravierende Nachteile gegenüber.

🚫 Mobbing und Cybermobbing

Mobbing findet heutzutage nicht mehr nur im Pausenhof der Schule statt. Vielmehr hat sich Mobbing auf die Handys unserer Kinder ausgeweitet. Ob es unvorteilhafte Fotos, beleidigende Nachrichten oder Drohungen sind. Über WhatsApp sind Opfer von Mobbing immer erreichbar. Dieses Wissen, dass die Mobber auch nachts Nachrichten schicken können und ein Opfer nie weiß, wann es ohne Angst aufs Handy schauen kann, ist ein großer Nachteil von WhatsApp. Es hilft oft auch nicht, das dann in der Klasse anzusprechen und dazu auffordern, dass im Klassenchat zu unterlassen. Sehr häufig wird dann eine neue Gruppe „Klasse 5a ohne XY“ gegründet und das Mobbing geht weiter, nur ohne, dass das betroffene Kind direkt etwas mitbekommt.

🚫 Datenschutzrisiken

Ist man in einer WhatsApp-Gruppe, können alle anderen in der Gruppe deine Nummer sehen. Je nach Privatsphäre-Einstellungen zusätzlich noch dein Profilbild und deinen Namen. Wir kommen damit zwar auch in Berührung und erhalten Spam-Nachrichten und -Anrufe. Unsere Kinder sind aber noch einer viel größeren Gefahr ausgesetzt. Pädo-Kriminelle können über sehr große Gruppen, zu denen unsere Kinder von anderen hinzugefügt wurden, sehr leicht direkten Kontakt aufnehmen. Dieses sogenannte Cybergrooming ist ein hohes Risiko für Kinder.

🚫 Ständige Erreichbarkeit

Uns Erwachsene stresst bereits, häufig unbewusst, die ständige Erreichbarkeit, die wir über unsere Smartphones erfahren. Für unsere Kinder ist das nicht anders, oft sogar sehr viel schwieriger. Sie haben Angst etwas zu verpassen, oder werden Druck ausgesetzt, wenn sie nicht sofort auf Nachrichten antworten. Zudem werden in manchen Klassenchats täglich hunderte von Nachrichten verschickt. Das bindet sehr viel Aufmerksamkeit des Kindes. Diese kann es dann nicht anderen Hobbies oder den Hausaufgaben widmen.

🚫 Ungeeignete Inhalte

Über WhatsApp werden viele Bilder, Videos, GIFs oder Links zu solchen verschickt. Da diese ohne Warnung und Überschrift kommen, können Kinder nicht entscheiden, ob sie sie sehen wollen. Zudem wissen viele erst nach dem Ansehen, dass sie es eigentlich nicht sehen wollten und ihnen nicht guttut. Dabei sind diese Inhalte um ein Vielfaches extremer als wir als Eltern uns vorstellen.

Grundschüler erhalten beispielsweise Clips aus Horrorfilmen, echte Kriegsaufnahmen oder Hardcore-Pornos. Alles nichts, was wir unseren Kindern zumuten wollen. Wenn du mir nicht glauben kannst, ich konnte es mir am Anfang auch nicht vorstellen, empfehle ich dir das Buch „Allein mit dem Handy – So schützen wir unsere Kinder“ von Daniel Wolff (keine Kooperation, kein Affiliate). Die Liste ungeeigneter Inhalte lässt sich beliebig ergänzen. Es gehören auch Fake News, Kettenbriefe, etc. dazu.

Nachdenken

Ab wann ist WhatsApp für Kinder sinnvoll?

Du siehst schon, eine pauschale Antwort, ab wann WhatsApp für dein Kind sinnvoll ist, lässt sich nicht geben. Es ist individuell von deinem Kind und seiner Reife abhängig. Zudem spielen das Verantwortungsbewusstsein sowie der Umgang und das Verständnis mit persönlichen Daten eine wesentliche Rolle. Außerdem bin ich der Meinung, dass wenn ihr als Eltern noch nicht bereit seid mit eurem Kind über die oben genannten Inhalte offen zu sprechen, es auf keinen Fall WhatsApp nutzen soll. Es stellt sich nämlich nicht die Frage, ob dein Kind damit in Kontakt kommt, sondern vielmehr wann. 

Weitere Fragen, die du dir stellen solltest, sind:

  • Kann mein Kind mit sozialen Medien verantwortungsvoll umgehen?
  • Versteht mein Kind die Bedeutung von Datenschutz, insbesondere von Bildern und Videos von anderen (Persönlichkeitsrechte)?
  • Ist mein Kind in der Lage, problematische Inhalte zu erkennen und zu melden?

Zudem gehört zur Verwendung einer solchen App auch immer die Festlegung von Nutzungsregeln. Diese werden gemeinsam mit deinem Kind vereinbart und in einem Mediennutzungsvertrag festgelegt. Erst wenn dein Kind diese Verantwortung annehmen und damit umgehen kann, kommt WhatsApp in Frage.

Drei Mädchen Gehen

Empfehlungen nach Altersgruppen

Ein paar allgemeine Empfehlungen nach Altersgruppen möchte ich dennoch geben. Diese sind nicht individuell an dein Kind angepasst, bieten aber eine grobe Richtlinie.

  • Unter 10 Jahren:
    • WhatsApp eher ungeeignet
    • Alternative Messenger für Kinder wie „JusTalk Kids“ oder „Threema Kids“, zudem werden häufig Chats über Schul-Apps genutzt.
  • 10-12 Jahre:
    • Chats regelmäßig gemeinsam durchgehen (sofern Kind zustimmt, nicht ungefragt ans Handy des Kindes!)
    • Gemeinsame Regeln aufstellen (z. B. keine Fremden anschreiben, Bildschirmzeiten)
    • Möglich, wenn enge Begleitung durch Eltern erfolgt
  • Ab 13 Jahren:
    • Einführung in WhatsApp möglich
    • Eltern sollten weiterhin sensibilisieren und unterstützen
    • Eigenverantwortung fördern, aber auch über Risiken aufklären

Fazit

Du kannst jetzt besser einschätzen, ob WhatsApp für dein Kind bereits sinnvoll ist. Hör auf dein Bauchgefühl und begleite dein Kind liebevoll auf dem Weg in die digitale Welt. Du kennst dein Kind am besten! Trefft gemeinsam Entscheidungen und überprüft diese regelmäßig. Weitere Tipps zur Online-Sicherheit deines Kindes findest du in meinem Blogartikel 10 unerlässliche Tipps für die Online-Sicherheit deines Kindes.

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