
In fast allen Bereichen sind wir, zumindest in jungen Jahren, Vorbilder für unsere Kinder. Damit möchte ich nicht sagen, dass sie uns als ihr Vorbild ansehen, aber sie kopieren unser Verhalten. Das geschieht größtenteils unbewusst. Hast du dich daher schon mal gefragt, ob dein Kind bei seinem Smartphone-Konsum vielleicht dein eigenes Verhalten spiegelt? Wie häufig siehst du, auch beiläufig und aus Gewohnheit, auf dein Handy?
In unserer digitalen Welt ist es nicht leicht, selbst einen gesunden Umgang zu etablieren. Gleichzeitig möchten wir aber unseren Kindern einen bewussten Umgang mit Bildschirmzeit vermitteln. Du siehst schon, dafür ist Balance und eine gewisse Selbstreflexion gefragt. In diesem Artikel geht es nicht darum, Perfektion zu erreichen und das Smartphone aus unserem Alltag zu verbannen. Vielmehr möchte ich dir näherbringen, wie du eine bewusste Vorbildrolle einnehmen kannst. Mit Motivation und realistischen Veränderungen bei der Bildschirmzeit ein Vorbild.
Kinder lernen durch Beobachtung
Damit ich dir zeigen kann, welche Vorbildfunktion du für dein Kind haben kannst, schauen wir uns zuerst an, wie Kinder intuitiv lernen. Nämlich durch Beobachtung. Sie nehmen mehr aus unserem Verhalten mit als von unseren Worten. Wenn wir ständig unser Handy in der Hand haben, wird das für Kinder zur Normalität. Sie werden es also auch nicht anders machen.
Dazu kommt, dass Smartphones Kindern Spaß machen. Somit fällt es ihnen noch schwerer dieses weg zu legen. Zumal wir es auch ständig benutzen. In einer repräsentativen Studie hat der Digitalverband Bitkom Anfang 2024 untersucht, wie lange über 16-jährige ihr Smartphone täglich nutzen. Festgestellt wurden dabei durchschnittlich 2,5 Stunden pro Tag. Von diesen 2,5 Stunden bekommen unsere Kinder wahrscheinlich auch einen Großteil mit. Beobachte dich einmal selbst über mehrere Tage hinweg:
- Wie oft greifst du zum Smartphone?
- Ist das häufig wenn dein Kind dabei ist?
- Bekommt dein Handy dann deutlich mehr Aufmerksamkeit als dein Kind?
Ich möchte dir dabei kein schlechtes Gewissen machen, sondern lediglich ein Bewusstsein schaffen.

Bewusstsein schaffen: Wann und warum greifen wir zum Handy?
Nachdem du dir bewusst geworden bist, wie oft du zum Smartphone greifst, möchte ich als nächstes die Aufmerksamkeit auf die Gründe dafür lenken. Wann und warum greifst du zum Handy? Das wird dir so aus dem Stegreif wahrscheinlich nicht auffallen. Häufig ist es pure Langeweile oder Gewohnheit. Auch hier möchte ich einen Impuls setzen: Beobachte deine Smartphone-Nutzung 1-2 Tage bewusst, um Muster darin zu erkennen. Gibt es zudem Momente in denen dein Kind dich beim „unbewussten Scrollen“ erwischt?

Realistische Vorbildstrategien im Alltag
Aber Schluss mit Reflexion und unserem jetzigen Verhalten. Ein schlechtes Gewissen bringt uns nämlich nicht weiter. Wichtiger finde ich realistische Strategien, wie wir im Alltag ein gutes Vorbild in Bezug auf Smartphone-Nutzung sein können. Dabei möchte ich dir ein paar Beispiele nennen:
- Bildschirmfreie Zeiten und Zonen etablieren
Bestimmt zu Hause Zeiten und Bereiche, in denen es keinen Bildschirm gibt. Handyfreie Mahlzeiten halte ich persönlich für einen guten Start. Dabei erhalten wir gleichzeitig noch den Bonus, dass wir unsere Essen besser wahrnehmen, schätzen und die Zeit als Familie gemeinsam genießen.
Ein weiteres sinnvolles Ritual ist eine Familienladestation. Dabei legen alle Familienmitglieder ihr Handy an einen festgelegten Ort zum Aufladen, wenn sie ins Bett gehen. Handy sollten im Schlafzimmer nichts zu suchen haben. Zum rechtzeitigen Aufstehen können wir uns sicherlich auch auf herkömmliche Wecker verlassen. - Offen mit den eigenen Herausforderungen umgehen
Es ist okay, als Eltern Fehler zu machen. Ich finde es wichtig, dann bewusst darüber zu sprechen. Auch mit unseren Kindern! Du kannst zum Beispiel folgendes sagen: „Ich merke, dass ich mein Handy gerade zu oft benutze. Ich lege es jetzt bewusst weg und nehme mir Zeit für dich.“ Das ist eine sehr wertvolle Erfahrung für dein Kind. - Alternative Beschäftigungen vorleben
Je häufiger Kinder sehen, dass Eltern auch mal Zeit ohne einen Bildschirm verbringen, desto eher werden sie das Verhalten dann auch kopieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob du ein Buch liest, Zeit an der frischen Luft verbringst, oder puzzelst. Mach das Hobby, das dir Spaß macht, einfach in Anwesenheit deines Kindes. Schnell wirst du merken, liest du ein Buch, kommt dein Kind häufig auch mit einem Buch und setzt sich zu dir. - Gemeinsame Bildschirmzeit sinnvoll gestalten
Statt die Bildschirmzeit auf ein Minimum zu reduzieren, führe gemeinsame Medienzeiten ein. Das kann sein, dass ihr als Familie am Sonntag Nachmittag einen Film zusammen anseht und es euch gemütlich macht. Es kann aber auch gemeinsam ein Handy-Spiel gezockt werden, oder ein Film selbst gedreht werden. Hier gibt es unzählige Möglichkeiten.

Motivation: Kleine Veränderungen, große Wirkung
Ich hoffe ich habe dich nicht mit Vorschlägen und Selbstreflexion überladen. Es geht keinesfalls darum, perfekt zu sein, alle Empfehlungen einzuhalten und keine Fehler zu machen. Triff stattdessen deine Entscheidungen bewusst: Warum greife ich jetzt zum Handy?
Schon kleine Veränderungen in deinem eigenen Verhalten können einen großen Einfluss auf dein Kind haben. Vielleicht gibt es eine Kleinigkeit, die du schon heute ändern kannst, um für dein Kind ein Vorbild zu sein? Dir wird sicher etwas einfallen und schon bald wirst du positive Effekte erkennen! Sei ein bewusstes Vorbild für dein Kind bei der Bildschirmzeit.
Fazit
Wir Eltern sind die wichtigsten Vorbilder für unsere Kinder! Sie übernehmen unsere Verhaltensweisen unbewusst. Mit unserem Verhalten haben wir einen wesentlich größeren Einfluss als mit unseren Worten. Dabei ist Perfektionismus nicht zielführend. Für unsere Kinder ist es wichtig zu sehen, dass wir Fehler machen und aus diesen lernen und mit ihnen darüber sprechen.
Statt also strenge Regeln durchzusehen, nimm lieber eine bewusste Vorbildrolle ein. Selbst eine noch so kleine Veränderung ist machbar und kann eine große Wirkung haben. Zum Beispiel die Mahlzeiten als bildschirmfreie Zone. Damit genießen wir unser Essen mehr, erfahren mehr über die Sorgen und Probleme der anderen Familienmitglieder und können die Zeit intensiv gemeinsam verbringen.
Jeder bewusste Moment zählt – Perfektion ist dabei nicht notwendig!
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