
WhatsApp ist der wohl beliebteste Messenger weltweit – und auch bei Kindern und Jugendlichen steht er ganz oben auf der Wunschliste. Denn: „Alle anderen haben’s ja auch.“ Gerade in Klassengruppen, bei Sportvereinen oder Freundeskreisen spielt sich viel Kommunikation über WhatsApp ab. Aber ist das wirklich eine gute Idee?
In diesem Artikel erfährst du, warum WhatsApp für Kinder datenschutzrechtlich problematisch ist, welche Risiken für die Privatsphäre bestehen und was du als Elternteil konkret tun kannst, um dein Kind zu schützen – ohne den Familienfrieden zu gefährden.
WhatsApp: Ab 16 – aber kaum jemand hält sich dran
WhatsApp selbst schreibt in seinen Nutzungsbedingungen ein Mindestalter von 16 Jahren vor. Das liegt unter anderem an der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die besonders hohe Anforderungen an die Verarbeitung personenbezogener Daten von Minderjährigen stellt. In der Realität nutzen jedoch viele Kinder bereits ab 9 oder 10 Jahren WhatsApp – oft, weil es „alle anderen“ auch tun.
📱 Wichtig zu wissen: Es gibt keine echte Altersprüfung bei WhatsApp. Die App verlässt sich darauf, dass die Nutzer:innen ehrlich sind. Das entbindet Eltern aber nicht von der Verantwortung.
Datenschutz und Privatsphäre: Wo genau liegt das Problem?
Viele Eltern denken: „Na ja, es ist doch nur ein Messenger. Was soll da schon passieren?“ Die Antwort: einiges – vor allem im Hinblick auf Datenschutz und Privatsphäre. Schauen wir uns die wichtigsten Punkte genauer an.
- WhatsApp sammelt mehr Daten, als du denkst
Auch wenn WhatsApp Inhalte verschlüsselt, fallen eine Menge Metadaten an – also Daten über die Daten. Dazu gehören:
- Wer mit wem wann und wie oft kommuniziert
- Geräteinformationen (Modell, Akku, Betriebssystem, etc.)
- Standortdaten, wenn aktiviert
- Kontakte aus dem Adressbuch – auch wenn diese WhatsApp gar nicht nutzen
Diese Daten werden an den Mutterkonzern Meta weitergegeben und können mit anderen Plattformen wie Facebook oder Instagram verknüpft werden. Gerade bei Kindern ist das aus Sicht des Datenschutzes mehr als bedenklich.
- Profilbild, Status, Online-Zeiten – ein offenes Fenster
Standardmäßig ist bei WhatsApp vieles öffentlich sichtbar:
- Profilbild
- Online-Status
- Zuletzt online
- Statusmeldungen
Das macht es Außenstehenden leicht, Informationen über das Kind zu sammeln. Unbekannte können sehen, wann es online war, ob es Nachrichten gelesen hat oder wie es aussieht. Gerade für Kinder und Jugendliche kann das schnell zur Belastung werden – Stichwort Mobbing, Social Pressure oder unangenehme Kontaktversuche.
- Risiko: Kettenbriefe, Fake News und Angstmache
WhatsApp ist ein idealer Nährboden für Kettenbriefe, Paniknachrichten oder gefälschte Warnungen. Kinder und Jugendliche können mit verstörenden Inhalten konfrontiert werden – von gruseligen Bildern über Falschmeldungen bis hin zu angstmachenden Challenges.

Rechtlich gesehen: Was Eltern wissen sollten
Wenn ein Kind unter 16 Jahren WhatsApp nutzt, verstößt es (und die Erziehungsberechtigten) gegen die Nutzungsbedingungen – zumindest formal. In der Praxis wird das selten verfolgt, aber: Sollte es zu Problemen kommen (z. B. bei einem Datenschutzverstoß), kann das rechtliche Folgen haben.
Besonders kritisch wird es, wenn Eltern Fotos oder Daten von Kindern über WhatsApp weiterleiten – etwa in Gruppen oder an Dritte. Auch hier greift der Datenschutz, und es gilt: Weniger ist mehr.
WhatsApp trotzdem nutzen – aber sicher(er)
Viele Eltern stehen vor dem Dilemma: Verbot oder vorsichtige Begleitung? Denn oft ist WhatsApp in der Schule oder im Freundeskreis bereits gesetzt. Ein Verbot kann das Kind sozial ausschließen, besonders wenn es „die einzige Person ohne WhatsApp“ ist.
Deshalb ist der realistische Weg oft: Nutzung erlauben – aber mit Regeln, Wissen und klaren Grenzen.
Diese Einstellungen solltest du vornehmen:
🔐 Privatsphäre verbessern (unter Einstellungen > Datenschutz):
- Profilbild, Info, Status, Online-Zeiten → nur für „Meine Kontakte“ oder „Niemand“
- Lesebestätigungen (blaue Haken) → deaktivieren (weniger sozialer Druck)
- Gruppeneinladungen beschränken → nur „Meine Kontakte“
- Live-Standort → nur im Ausnahmefall und gezielt teilen
- Zweistufige Verifizierung aktivieren → zusätzlicher Schutz vor Kontoübernahme
📵 Nummern blockieren & melden
Zeig deinem Kind, wie man Kontakte blockiert und Nachrichten meldet. Sprecht über Situationen, in denen das sinnvoll ist – zum Beispiel bei Belästigung oder Spam.
📁 Keine sensiblen Daten versenden
Erklärt eurem Kind, was persönliche Daten sind: Adresse, Schulweg, Telefonnummer, Fotos in Schulkleidung – all das gehört nicht in Chats. Übt gemeinsam, wie man vorsichtig kommuniziert.

Medienerziehung: Mehr als nur Technik
WhatsApp ist kein technisches Tool, das man nur „richtig einstellt“. Es ist ein sozialer Raum, in dem Kinder sich ausprobieren – und manchmal überfordert sind. Deshalb braucht es Begleitung, Gespräche und Interesse von Elternseite.
Gesprächsanlässe können sein:
- „Was läuft gerade in der Klassengruppe?“
- „Gab es schon mal Nachrichten, die dir unangenehm waren?“
- „Was machst du, wenn dich jemand Fremdes anschreibt?“
- „Was würdest du machen, wenn jemand aus der Gruppe ausgeschlossen wird?“
Hier geht es nicht darum, Kontrolle auszuüben – sondern Vertrauen aufzubauen.
Welche Alternativen gibt es zu WhatsApp?
In manchen Familien lohnt es sich, einen anderen Messenger auszuprobieren – zumindest für private Chats mit Familie und engen Freund:innen:
- Signal: Kostenlos, datenschutzfreundlich, keine Telefonnummern-Sammlung
- Threema: Sehr sicher, aber einmalige Kosten (ca. 5 €)
- Element / Matrix: Open Source, technisch komplexer, aber sehr sicher
👉 Für die breite Kommunikation in der Schule oder im Verein sind diese Alternativen oft schwer durchsetzbar – aber im kleinen Rahmen können sie ein Anfang sein. Wenn du mehr dazu wissen willst, sieh dir gerne meinen Artikel zu WhatsApp Alternativen an.
7 konkrete Tipps für Eltern
- Sei Vorbild: Auch du solltest bewusst mit WhatsApp umgehen.
- Begleite, statt zu überwachen: Technik ersetzt keine Gespräche.
- Vereinbart Regeln gemeinsam – z. B. keine Nachrichten nach 20 Uhr.
- Erstelle eine Mediennutzungsvereinbarung (z. B. auf www.mediennutzungsvertrag.de)
- Nutzt „Begleitendes Mitlesen“ bei Jüngeren – mit Transparenz.
- Wisse, wann ein Stopp nötig ist – z. B. bei Mobbing oder Überforderung.
- Bleibe im Austausch mit anderen Eltern – und der Schule.
Fazit: Datenschutz und Privatsphäre bei WhatsApp für Kinder – geht das überhaupt?
WhatsApp ist nicht per se böse. Aber es ist nicht für Kinder gemacht – weder technisch noch inhaltlich. Datenschutz und Privatsphäre sind bei der Nutzung durch Kinder schwer zu gewährleisten, vor allem ohne elterliche Begleitung.
Wenn du WhatsApp für dein Kind zulässt, dann:
✅ Stelle alle wichtigen Privatsphäre-Einstellungen ein
✅ Begleite dein Kind aktiv im Umgang mit der App
✅ Sprich regelmäßig über Erlebnisse, Probleme und digitale Grenzen
Denn: Datenschutz beginnt zu Hause – mit dir als achtsamer Begleiter:in.
🛠 Tipp zum Schluss: In meinem kostenlosen WhatsApp-Workbook für Eltern findest du weitere Informationen zu WhatsApp, Schritt-für-Schritt-Anleitungen für sichere Einstellungen sowie eine Notfallkarte für dein Kind. Melde dich jetzt für meinen Newsletter an, und erhalte das Workbook als Begrüßungsgeschenk!
