Drei Jugendliche mit ihren Smartphones; KI generiert; Ist WhatsApp für Kinder sinnvoll

Bei Sucht denkst du vielleicht zuerst an Drogen, Alkohol oder Glücksspiel. Doch auch Bildschirmmedien wie Handys oder Spielekonsolen können süchtig machen. Insbesondere Kinder und Jugendliche sind anfällig für eine Handysucht.

Du merkst selbst auch, wie schwer es ein kann bei einem Handyspiel oder mit dem Scrollen durch Instagram aufzuhören. Deinem Kind fällt das noch um ein Vielfaches schwerer. Es kann hier entwicklungsbedingt noch nicht so viel Selbstkontrolle haben. Wie du Handysucht bei deinem Kind erkennen kannst und was du dagegen tun kannst, erkläre ich dir in diesem Artikel.

Warum musst du dich damit auseinandersetzen?

Ich möchte mit 3 Fakten (Quellenangaben findest du unter dem Artikel) starten, die dir einen schnellen Eindruck geben:

  • Etwa 1/3 der Jugendlichen hat ein problematisches Social Media Verhalten
  • Studien konnten nachweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen Medienkonsum und schlechteren Leistungen in der Schule gibt
  • 20% der Schüler und Schülerinnen geben an, das Handy auch während des Unterrichts zu nutzen

Vielleicht erscheinen dir diese Punkte logisch oder du wusstest das bereits. Vielen ist aber auch nicht klar, wie häufig ihr Kind das Handy tatsächlich nutzt. Es wundert dich sicher nicht, dass die schulischen Leistungen schlechter werden, wenn das Handy während des Unterrichts genutzt wird, oder Kinder die ganze Nacht am Handy sind.

Doch neben schulischen Konsequenzen, gibt es auch biologische Folgen von Handynutzung. So konnten Forscher nachweisen, dass eine Bildschirmzeit von über 1 Stunde bei 3–5-Jährigen zu weniger weißer Hirnmasse führt. Dieser Bereich ist verantwortlich für Fertigkeiten wie Sprache oder Schreiben. Um solche und andere langfristigen Schäden zu vermeiden, empfiehlt Thomas Fischbach, Präsident des Kinder- und Jugendärzteverbandes, Kinder unter 11 kein eigenes Smartphone nutzen zu lassen. Damit dein Kind mit dir kommunizieren kann und erreichbar ist, gibt es auch andere Möglichkeiten. Das muss kein internetfähiges Smartphone sein!

Doch wie kannst du erkennen, ob dein Kind tatsächlich Handysüchtig ist?

Hat mein Kind eine Handysucht?

Auch wenn dein Kind das Handy häufig und auch länger nutzt, liegt nicht automatisch eine Sucht vor. Schließlich wird es auch häufig für den Unterricht gebraucht oder verwendet, um Musik zu hören. Trotzdem fragst du dich sicherlich, wie du eine Handysucht erkennen kannst. Dazu habe ich dir einige Punkte zusammengefasst:

Dein Kind:

  • verpasst oft Dinge um sich herum und ist ständig vom Handy abgelenkt.
  • Zeigt starke Stimmungsschwankungen.
  • Hat im Unterricht Konzentrationsprobleme.
  • Kommuniziert fast ausschließlich digital und unterhält sich kaum mit anderen Mitschülerinnen und Mitschülern.
  • Lässt sich nur schwer zu anderen Aktivitäten motivieren oder äußert verstärkt Desinteresse
  • Reagiert außergewöhnlich negativ auf die Abnahme des Handys.
  • Zeigt eine Verschlechterung der schulischen Leistung.
  • Erledigt oft keine Hausaufgaben.

Trifft eines davon zu, hat dein Kind mit Sicherheit noch keine Handysucht. Bei einer Häufung der Punkte solltest du aufmerksam werden. Sprich dein Kind darauf an und lass es sein Verhalten erklären. Solltet ihr diesbezüglich anderer Meinung sein, kann ein Selbsttest helfen. Dieser kann das Kind nämlich auch in seiner Meinung bestätigen, wenn keine Sucht vorliegt. Hier verlinke ich dir den Test der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). Doch woher kann eine Handysucht überhaupt kommen?

Laptop, Tablet und Smartphone gestapelt

Warum werden Kinder und Jugendliche überhaupt süchtig nach dem Handy?

Neben anderen Faktoren ist eine allgemeine Ursache von Sucht, dass das Belohnungszentrum im Gehirn angeregt wird. Das kann durch bestimmte Substanzen, aber auch Computerspiele oder Interaktionen auf Social Media entstehen. Nicht jeder der TikTok oder Fifa für die Konsole nutzt wird süchtig, aber bei fast allen Bildschirmsüchtigen spielt eines von beiden eine ausschlaggebende Rolle.

In diesen Online-Umgebungen kann dein Kind ein paralleles Leben aufbauen und mit anderen realen Mitspielern kommunizieren. Dabei können in diesem virtuellen Leben Eigenschaften, mit denen dein Kind nicht zufrieden ist, gut kaschiert oder verdrängt werden. Damit kann es auch vor Problemen in der realen Welt fliehen. Es muss sich nicht mit Hausaufgaben oder einer Klassenarbeit auseinandersetzen. Stattdessen kann es auch Level eines Spiels meistern, oder seine Follower auf TikTok oder Instagram unterhalten Ist es in diesem Bereich dann erfolgreich, werden vermehrt Glückshormone (Dopamin) freigesetzt. Dadurch erscheint die Online-Welt mit der Zeit viel verlockender als die reale Welt.

Was kann ich tun, wenn mein Kind Handysüchtig ist?

Die Ursachen und Hintergründe habe ich dir bereits erklärt. Doch diese bringen dir nur begrenzt etwas, wenn du feststellst, dass dein Kind tatsächlich süchtig nach dem Handy oder der Konsole ist. Was kannst du dann konkret tun?

Wichtig: Spreche mit deinem Kind! Treffe keine einseitigen Entscheidungen darüber, wie es weiter gehen soll. Damit würdest du dein Kind übergehen, das in vielen Fällen bereits eine Jugendliche ist. Häufig verschärft sich das Problem dadurch noch. Rede offen und ehrlich über deinen Verdacht und lass dein Kind dazu antworten, ohne zu verurteilen oder zu unterbrechen. Sprecht im Anschluss über Lösungsmöglichkeiten. Das kann ein Gespräch mit einem Psychologen sein, aber zu Beginn auch etwas Einfacheres, wie eine Real-Life Challenge.

Nimm dein Kind auf jeden Fall ernst und arbeitet gemeinsam an einer Lösung. Übernehmt auch als Eltern zum Teil die Medien-Einschränkungen eures Kindes und macht gemeinsam mit. Damit ist es für dein Kind nicht nur leichter am Ball zu bleiben, es sieht außerdem, dass du es ernst nimmst. So eine Veränderung ist auch für dich mit Sicherheit nicht einfach, aber es lohnt sich!

Sollte nichts mehr helfen und du in diese Hinsicht keinen Zugang zu deinem Kind finden, ist eine stationäre Aufnahme in eine Suchtklinik gegen den Willen des Kindes in einzelnen Fällen auch möglich. Bedenke jedoch, dass das euer Vertrauensverhältnis stark beeinträchtigen kann. Besprich so etwas stets ausführlich mit deinem Partner und mit der Einrichtung, die für euch in Frage kommt. Sie können euch vielleicht vorab noch einige weniger einschneidende und radikale Tipps geben.

Junge Frau vor dem Laptop

Wie kannst du Vorbeugen, dass es zu einer Handysucht kommt?

Es muss nicht so weit kommen, dass dein Kind eine Bildschirmsucht entwickelt. Ich habe sechs Tipps für dich wie du dem vorbeugen kannst.

  1. Vereinbart klare Zeiten für die Handynutzung
    Wann darf das Handy nicht genutzt werden? Ich finde hier insbesondere gemeinsame Mahlzeiten nennenswert und, dass das Handy nachts im Kinder- oder Jugendzimmer nichts zu suchen hat. Das Argument „Mein Handy ist mein Wecker“ kannst du sicherlich leicht entkräften.
  2. Vereinbart darüber hinaus weitere Regeln und haltet diese in einem Handynutzungsvertrag fest
    Dazu gehört zum Beispiel die Nutzung während der Schule festzulegen, wie dein Kind mit sensiblen und persönlichen Daten umgeht und dass auf dem Handy nichts etwas verloren hat, dass es dir als Elternteil nicht auch sofort zeigen würde.
  3. Schütze dein Kind am Smartphone über Jugendschutz-Apps
    Mit Jungendschutz-Apps kannst du festlegen, wann dein Kind das Handy nutzen kann und welche Apps wann verfügbar sind. Darüber hinaus kannst du auch einschränken welche Apps installiert werden können und die Datenschutzeinstellungen anpassen.
  4. Zeige und entwickle ein Interesse an Spielen und Apps, die dein Kind nutzt
    Dein Kind teilt sicher gerne seine Leidenschaft für ein bestimmtes Spiel mit dir, wenn du ehrliches Interesse zeigst. Dadurch lernst du nicht nur kennen, welche Spiele es gerne spielt. Ihr verbringt sicherlich auch eine lustige und schöne Zeit zusammen.
  5. Versuche Anzeichen für eine mögliche Handysucht früh zu erkennen, um gleich reagieren zu können
  6. Habe keine Hemmungen, auch bei vermeintlichen Kleinigkeiten, professionellen Rat zu suchen

Fazit

Ich hoffe ich konnte dich mit diesem Artikel sowohl für das Thema Handysucht bei Kindern sensibilisieren als auch die Angst und Hilflosigkeit, die sich bei diesem Begriff einstellt, etwas nehmen. Wichtig finde ich es immer, dass du mit deinem Kind sprichst. Behandle es mit Respekt und gehe vertrauensvoll mit ihm um. Möchtest du weiter Tipps für den Umgang von Kindern mit dem Internet, schau gerne in meinem Artikel 10 Tipps für die Online-Sicherheit deines Kindes vorbei. Hast du noch eine Frage, oder möchtest mir Feedback dazu geben? Nutze gerne die Kommentarfunktion unter dem Post.

https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/medizin/handysucht-bei-kindern-erkennen-und-vorbeugen-13377281 19.10.2024, 20:05

https://www.caritas.de/hilfeundberatung/sucht/ist-mein-kind-zu-viel-am-handy-sechs-tip 19.10.2024, 20:17

https://www.ins-netz-gehen.info/lehrkraefte-schule/handy-in-der-schule/handysucht-bei-kindern-erkennen/ 19.10.2024, 20:30

https://www.mediclin.de/ratgeber-gesundheit/psyche-koerper/mediensucht-bei-kindern-symptome-folgen-und-behandlung/ 19.10.2024, 20:37

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/jung-online-suechtig–droge-bildschirm-100.html 19.10.2024 16:00