
Was ist bei Messengern wichtig?
An erster Stelle steht bei einem Kommunikationsdienst sicherlich, dass die verschickten und empfangenen Nachrichten vertraulich sind und niemand mitlesen kann. Das wird über Ende-Zu-Ende Verschlüsselung umgesetzt. Damit können nur der Sender und Empfänger die Nachrichten lesen. Für Dritte oder den Hersteller sind diese Daten nicht lesbar.
Allerdings erzeugen Messenger-Apps nicht nur die Chats an sich. Es werden zusätzlich (personenbezogene) Metadaten erhoben und auf den Servern der Anbieter gespeichert. Dazu gehören:
- Geräteinformationen
- Telefonnummer der Teilnehmer
- Nutzungsdauer
- Profilinformationen wie Profilbild, Name, Status
Auch mit diesen Daten lassen sich ohne Kenntnis über die konkreten Nachrichten viele Rückschlüsse auf den Anwender ziehen. Mit ebendiesen Daten verdienen Anbieter wie WhatsApp auch ihr Geld.
Bei einem, insbesondere für Kinder, geeigneten Messenger sind folgende Faktoren wichtig:
- Sichere, verschlüsselte Kommunikation
- Geringe Erhebung von personenbezogenen Daten

Risiken bei der Nutzung von WhatsApp durch Kinder
Sobald unsere Kinder WhatsApp nutzen, sind sie einigen Risiken ausgesetzt. Daher sollten wir uns bewusst sein, dass WhatsApp laut ihren AGB erst ab 13 Jahren erlaubt ist. Und auch dann braucht es die Altersbestätigung durch die Eltern. Leider ist das keine echte Verifizierung, sondern das Alter des Kindes muss lediglich bestätigt werden. Ohne Jugendschutzfilter wie Google Family Link oder Apple Bildschirmzeit können Kinder ihr Alter einfach selbst angeben.
Zudem müssen wir uns bewusst sein, dass bei der Installation und Einrichtung von WhatsApp, alle Kontakte, die wir auf dem Smartphone haben, von WhatsApp gespeichert werden. Diese werden auch regelmäßig aktualisiert. Damit hat WhatsApp vermutlich bereits die Telefonnummer deines Kindes, auch wenn es selbst WhatsApp noch nicht nutzt.
Weitere Risiken sind Cybermobbing und dass Kinder ungeeigneten Inhalten ausgesetzt sind. Mit WhatsApp hört Mobbing nicht mit Schulschluss auf, sondern die Täter können über das Smartphone einfach weitermobben. Auch ungeeignete Inhalte sind ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Häufig werden Bilder und Videos mit Gewalt, Horror, Pornographie und Fake-News über Messenger wie WhatsApp geteilt. WhatsApp kann Kindern ungefiltert Gewalt, Fake News und bedenkliche Inhalte zugänglich machen – direkt im Kinderzimmer.
Messenger-Dienste wie WhatsApp bieten keine speziellen Jugendschutzfunktionen. Hersteller begründen das oft damit, dass die App nicht für Kinder, sondern für Erwachsene entwickelt wird und sie entsprechende Altersvorgaben in ihren AGB machen.
Möchtest du mehr über die Risiken von WhatsApp wissen, dann lies dir auf alle Fälle auch meine Artikel über „WhatsApp Gefahren für Kinder: Diese 6 Risiken sollten Eltern kennen!“ durch.
Was kennzeichnet beliebte Messenger und welche WhatsApp Alternativen für Kinder gibt es?
- MINDESTALTER: 16 Jahre
- SPEICHERUNG DER INHALTE BEIM ANBIETER: ja (aber keine Chat-Inhalte)
- ANMELDUNG: Mobilfunknummer
- ZUGRIFF AUF KONTAKTE AUS DEM ADRESSBUCH: Bei Installation wählbar. Ohne Zugriff ist Funktionalität eingeschränkt. Bei Zustimmung werden auch Daten von Kontakten gespeichert, welche die App nicht nutzen.
- FUNKTIONEN: Chatten (einzeln und in Gruppen), (Video-)Sprachnachrichten, Sprach- und Videotelefonie, Standortmitteilungen, Austausch von Kontakten, Versand von Dokumenten, Umfragen, Status-Postings, Einmalansicht.
- VERSCHLÜSSELUNG: Ende-zu-Ende (Schwachstellen der Verschlüsselung in Gruppenchats)
- QUELLTEXT: Nicht öffentlich
- METADATEN: Werden gesammelt (für Statistiken und rechtliche Zwecke). Nicht für kommerzielle Zwecke genutzt.
Telegram
- MINDESTALTER: 16 Jahre
- SPEICHERUNG DER INHALTE BEIM ANBIETER: Ja
- ANMELDUNG: Rufnummer (Muss nicht identisch zu der Nummer des Geräts sein), danach auch Kontakt über Nutzungsnamen möglich.
- ZUGRIFF AUF KONTAKTE AUS DEM ADRESSBUCH: Ja
- FUNKTIONEN: Chatten, Sprachnachrichten, (öffentliche) Gruppenchats, Kanäle, bei denen nur ausgewählte Personen schreiben können, Bild- und Videoversand, Umfragen, Standortübermittlung, Sprach- und Videotelefonate, selbstlöschende Nachrichten
- VERSCHLÜSSELUNG: Ende-zu-Server (Cloud-basierte Chats) und Ende-zu-Ende (Geheime Chats – Nicht in Gruppen möglich)
- QUELLTEXT: öffentlich, aber proprietär
- METADATEN: ja (werden unverschlüsselt verarbeitet)
Threema
- MINDESTALTER: Keins bei einem anonymen Konto (bei der Anmeldung über E-Mail oder Telefonnummer unter 16 Jahren wird die Erlaubnis der Eltern benötigt)
- SPEICHERUNG DER INHALTE BEIM ANBIETER: Keine
- ANMELDUNG: anonym möglich (Threema-ID), sonst E-Mail oder Telefonnummer
- ZUGRIFF AUF KONTAKTE AUS DEM ADRESSBUCH: Bedarf Zustimmung
- FUNKTIONEN: Chatten, Sprachnachrichten, Sprach- und Videoanrufe, Gruppenchats, Versenden von Dateien, Standortfreigabe, Umfragefunktion. Speicherung von Nachrichten max. 14 Tage
- VERSCHLÜSSELUNG: Ende-zu-Ende
- QUELLTEXT: nicht öffentlich
- METADATEN: Sparsam bis keine Speicherung
Signal
- MINDESTALTER: 13 Jahre mit Einverständnis der Eltern, sonst 16 Jahre
- SPEICHERUNG DER INHALTE BEIM ANBIETER: Keine
- ANMELDUNG: Mobilfunknummer
- ZUGRIFF AUF KONTAKTE AUS DEM ADRESSBUCH: Automatisch (Kontakte werden anonymisiert mit dem Server abgeglichen und dann gelöscht)
- FUNKTIONEN: Chatten, Sprachanrufe, Videoanrufe, Versand von Bildern und Videos, Gruppenchats (Besonderes Feature: Löschbare Nachrichten. NutzerInnen können ein Zeitfenster (5 Sekunden bis eine Woche) wählen, nach welchem die Nachrichten automatisch gelöscht werden)
- VERSCHLÜSSELUNG: Ende-zu-Ende (mit Langzeitverschlüsselung)
- QUELLTEXT: Offen verfügbar
- METADATEN: Sparsam bis keine Speicherung
Quelle: schau-hin!

Das eigentliche Problem: Die Verbreitung von WhatsApp
Wie du schon siehst, wären Alternativen wie Signal oder Threema in Bezug auf Datenschutz und Speicherung der Metadaten für Kinder sinnvoller. Allerdings scheitert das an der Verbreitung der einzelnen Dienste. Messenger-Apps werden nur genutzt, wenn wir darüber viele unserer Kontakte erreichen können. Bei WhatsApp sind das nun mal die meisten.
Selbst eine Alternative, und sei sie noch so sicher und für Kinder geeignet, wird nicht verwendet, wenn dein Kind damit ihre Freunde und Freundinnen nicht erreichen kann. Kinder wollen WhatsApp häufig nicht wegen dessen Funktionsumfang, sondern weil „alle anderen es auch haben“. Dieses Zugehörigkeitsgefühl ist für sie enorm wichtig.
Haben sie nun statt WhatsApp Signal oder Threema, fühlen sie sich oft ausgeschlossen.
Auch die Alternative Telegram kann ich für Kinder nicht empfehlen. Zwar ist dieser Dienst weit verbreitet, er ist aber aufgrund von deutlichen Sicherheitsrisiken keine geeignete Alternative für Kinder. So hat diese App standardmäßig keine Ende-Zu-Ende Verschlüsselung eingestellt. Auch die Verbreitung von Fake-News, Extremismus und Verschwörungserzählungen sind in Telegram-Channels zunehmend ein Problem.

Empfehlungen für Eltern
Wie kannst du jetzt aber damit umgehen, dass es eigentlich keine WhatsApp Alternative für Kinder gibt?
Macht euch zunächst klar, ob dein Kind wirklich schon WhatsApp braucht, oder ob es nicht noch darauf verzichten kann. Sicherlich haben nicht alle anderen Kinder in der Klasse WhatsApp, auch wenn das häufig so dargestellt wird. Mach dir außerdem bewusst, dass es für dein Kind häufig eine Erleichterung ist, kein WhatsApp zu haben. Es hat keinen Zwang ständig auf Nachrichten zu antworten und bekommt auch keine Horror-Videos oder ähnliches zugeschickt.
Insbesondere in der Grundschule macht WhatsApp meiner Meinung nach keinen Sinn! Sie müssen nicht ständig erreichbar sein und haben sehr oft noch nicht die nötige Reife, um mit Problemen umzugehen.
Checkliste:
✅ Braucht mein Kind überhaupt einen Messenger?
✅ Wenn ja, mit einer sicheren Alternative starten (Threema/Signal).
✅ Später WhatsApp unter elterlicher Begleitung einführen.
✅ Gemeinsam Datenschutzeinstellungen festlegen.
✅ Kind auf Risiken und Verhalten im Chat vorbereiten.
✅ Offene Kommunikation ermöglichen – keine Angst vor Strafen!
Solltest du für dein Kind trotzdem einen Messenger haben wollen, versucht es zunächst innerhalb der Familie mit einer Alternative wie Threema oder Signal. Damit lernen Kinder den Umgang mit Messengern an sich, ohne sehr großen Risiken ausgesetzt zu sein.
Sobald du dann WhatsApp für dein Kind als sinnvoll erachtest, begleite es bewusst dabei! Stellt gemeinsam die wichtigen Datenschutz-Regeln ein und klärt Nutzungsregeln zusammen. Haltet diese dann auch in eurem Mediennutzungsvertrag fest.
Mache deinem Kind klar, dass es immer mit Problemen zu dir kommen kann, ohne dass es harte Verbote, Strafen oder Verurteilungen erfahren wird. Vermittle ihr zudem, dass die Zugehörigkeit zur Klasse oder zum Freundeskreis nicht nur von WhatsApp abhängt.

Fazit: Es gibt keine echte Alternative
Wie du schon siehst, gibt es keine echte, dauerhafte WhatsApp Alternative für Kinder. Es existieren zwar sicherere Messenger, diese werden jedoch kaum von Gleichaltrigen genutzt. Damit müsst ihr als Eltern abwägen, inwieweit euer Kind für WhatsApp reif ist, und wie ihr es dann schützen wollt.
Als Vorgehen schlage ich vor, zunächst innerhalb der Familie mit einem Messenger wie Threema oder Signal zu starten und später WhatsApp zu ergänzen. Doch auch dann ist es wichtig, die Nutzungsregeln gemeinsam zu vereinbaren, Datenschutzeinstellungen zu treffen und dein Kind bewusst dabei zu begleiten.
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