
Kleine Zettel mit kurzen, handgeschriebenen Nachrichten. Wer kennt sie nicht aus dem Schulalltag. Wie oft haben wir uns während des Unterrichts kurze Nachrichten geschrieben und durch unsere Freunde weitergeben lassen? Unsere Eltern wussten nie, was auf diesen Zetteln stand. Oft wussten sie nicht einmal, dass sie überhaupt existieren. In mancher Hinsicht hat WhatsApp diese Zettelchen abgelöst. Vermutlich wird WhatsApp eher weniger während des Unterrichts genutzt, aber vorher und nachher mit Sicherheit.
Dieser kurze Austausch untereinander ist auch enorm wichtig für unsere Kinder und ihre Entwicklung. Doch was ist, wenn es nicht bei harmlosen Nachrichten bleibt? Und was passiert eigentlich in den Klassenchats? Nicht dem, in dem auch die Lehrerin ist, sondern der andere ohne Lehrer oder Erwachsene als Moderatoren. Zu gerne würden wir Eltern wissen, welche Nachrichten unsere Kinder schreiben und erhalten. Wäre da nicht die Überwachung von WhatsApp die Lösung? Wir könnten alles mitlesen und unseren Kindern stets zur Seite stehen, weil wir Bescheid wissen. Doch dem ist nicht so. Warum die Überwachung problematisch ist und welche Alternativen es gibt, zeige ich dir in diesem Beitrag.
Was Eltern antreibt: Angst, Unwissenheit und der Wunsch nach Sicherheit
Wir haben alle das gleiche Ziel: wir wollen unsere Kinder bestmöglich schützen. Was das für die einzelne Familie bedeutet, unterscheidet sich oft maßgeblich. Doch was viele Eltern empfinden, ist, dass es besser ist, je mehr sie wissen und je früher sie ihre Kinder bei Problemen unterstützen können.
Dabei fühlen sich viele allerdings überfordert und mit erschreckenden möglichen Horror-Szenarien konfrontiert: Mobbing, unangemessene Inhalte, Gruppenzwang oder Cybergrooming sind nur einige Beispiele. Das sind auch sehr ernst zu nehmende Gefahren für unsere Kinder. Jedoch sollten wir nicht vergessen, dass es Alternativen gibt. Statt einer vollkommenen Überwachung, besteht die Notwendigkeit, dass wir Eltern uns mit den digitalen Lebenswelten unserer Kinder auseinandersetzen. Statt absoluter Kontrolle ist Vertrauen und Kommunikation zwar der anstrengendere, aber auch zielführendere Weg.
Warum Überwachung das Vertrauen untergräbt
Wie würdest du dich fühlen, wenn dein Partner oder deine Partnerin eine Spy-App auf dein Smartphone installiert und all deine Nachrichten mitlesen kann? Du würdest dich betrogen und hintergangen fühlen! Genau das tun unsere Kinder auch. Jetzt sagst du vielleicht, ja, aber mein Kind kann vieles noch nicht so einschätzen und ich bin für ihre Sicherheit verantwortlich.
Da gebe ich dir auch Recht. Allerdings ist dann nicht Überwachung die Lösung, sondern eine enge und vertrauensvolle Begleitung. Sprecht über Gefahren, nimm dein Kind ernst, wenn es mit Problemen zu dir kommt und vertraue ihr. Wird es sich (unbewusst) Gefahren aussetzen? Ja, vermutlich. Könnt ihr gemeinsam dann das Problem lösen? Ja, mit Sicherheit! Wird das anstrengend werden? Ja, auch das wird es sicher sein. Doch ich kann dir versprechen, am Ende lohnt es sich!
Kinder sind noch viel beeinflussbarer als wir, daher müssen wir sie vor Risiken auf WhatsApp schützen. Das passiert jedoch nicht durch Überwachung, sondern mit Vertrauen und Kompetenzvermittlung!

Die Risiken von WhatsApp: Ein realistischer Blick
Damit du die Risiken von WhatsApp bessern einschätzen kannst, möchte ich dir gerne einen realistischen Blick darauf geben. Die häufigsten Gefahren, denen Kinder ausgesetzt sind, sind:
- Cybermobbing
- Cybergrooming
- Verstörende Inhalte (Gewalt, Horror, Fake News, Sexualisierte Inhalte, …)
- KI-generierte Nacktbilder im Klassenchat
Diese Risiken sind real, und täglich wird eine Vielzahl von Schülern damit konfrontiert! Das rechtfertigt jedoch nicht die Überwachung des Kinder-Smartphones! Viel wichtiger ist es, dass du mit deinem Kind über diese Gefahren sprichst und es darüber aufklärst, bevor es WhatsApp verwendet! Dass dein Kind mit (Teilen) dieser Inhalte in Berührung kommt, wirst du nicht verhindern können. Du kannst aber steuern, wie es darauf reagieren kann und ihr zur Seite stehen und es unterstützen und begleiten!
Solltest du zu solchen Gesprächen noch nicht bereit sein, oder dein Kind für zu jung einschätzen, erlaube ihm kein WhatsApp! Mehr dazu findest du in meinem Beitrag Ab wann ist WhatsApp für Kinder sinnvoll.

Begleitung statt Überwachung: Was Kinder wirklich brauchen
Doch wie können wir unsere Kinder vor diesen Inhalten schützen? Was brauchen sie wirklich, um in der Welt von WhatsApp gut zurecht zu kommen?
An erster Stelle stehen meiner Meinung nach klar: offene Gespräche. Sprecht über digitale Erfahrungen und Herausforderungen. Informiere dich selbst gut über die Möglichkeiten, die WhatsApp bietet und wie die App von Kindern genutzt wird. Du musst für dein Kind ein kompetenter Ansprechpartner sein und deine Medienkompetenz entsprechend erweitern. Dazu gehört auch zu sagen, wenn du etwas nicht weißt und es dann gemeinsam mit deinem Kind herausfindest. Seid offen und ehrlich zueinander.
Erstellt einen Mediennutzungsvertrag, bevor das Kind das erste Smartphone bekommt. Sobald dann WhatsApp auch auf dem Handy installiert werden soll, aktualisiert ihr diesen dementsprechend gemeinsam. Haltet die Regeln und Erwartungen darin fest und seht sie auch regelmäßig durch, um zu prüfen, ob sie für euch noch sinnvoll sind. Wichtig finde ich es, immer auch das eigene Nutzungsverhalten von uns Eltern zu überdenken und festzuhalten. So sollte es beispielsweise nicht nur für unsere Kinder tabu sein, WhatsApp Nachrichten während der Familienmahlzeiten zu beantworten, sondern auch für uns!
Sprecht regelmäßig über das eigene Online-Verhalten. Sowohl dem eures Kindes als auch euer eigenes als Eltern. Kinder spiegeln sehr oft unser eigenes Verhalten, oder das ihrer Mitschüler. Wenn für euch bestimmte Verhaltensweisen nicht passen, dann sprecht darüber und ändert sie als Familie. Auch Themen, wie die Nutzung des Smartphones in der Nacht ist häufig ein Streitthema. Nur weil Mitschüler das vermeintlich dürfen, heißt das lange nicht, dass es für Kinder sinnvoll ist!
Zusätzlich solltet ihr regelmäßig und gemeinsam die Fotogalerie überprüfen. Häufig werden Inhalte von WhatsApp automatisch heruntergeladen und auf dem Gerät gespeichert. Das kann zum einen euer Kind verstören, wenn es die Inhalte eigentlich nicht sehen wollte, zum anderen kann es sich auch strafbar machen.
Praktische Tipps für Eltern
Zum Abschluss noch ein paar praktische Tipps, damit ihr nicht auf Methoden, wie die WhatsApp Überwachung des Kindes zurückgreift.
- Keine Handys im Kinderzimmer während der Nacht; Nutzungspausen einführen.
- Vertrauenspersonen außerhalb der Familie benennen, an die sich Kinder wenden können.
- Technische Hilfsmittel wie Kinderschutz-Apps (Google Family Link, oder Apple Bildschirmzeit) nutzen, aber nicht als alleinige Lösung betrachten.
- WhatsApp Datenschutz- und Privatsphäre Einstellungen für euch richtig einstellen
Fazit: Vertrauen stärken, Kompetenzen fördern
Auch wenn es verlockend ist, ist eine WhatsApp Überwachung von Kindern keine nachhaltige Lösung, um die Herausforderungen der digitalen Kommunikation zu meistern. Statt dein Kind zu stärken und zu unterstützen, untergräbst du das Vertrauen deines Kindes! Das kann zu langfristigen Problemen führen.
Eltern sollten Begleiter und Unterstützer für ihre Kinder sein und nicht die Kontrolleure. Dabei sind vertrauensvolle Gespräche und gemeinsame Regeln ausschlaggebend. Mit ihnen fördern wir sowohl die Medienkompetenz als auch das Selbstbewusstsein unserer Kinder!
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